Wisent

Wisent-Bulle

Zwei Wildrindarten lebten früher in Europa: Auerochsen und Wisente. Im Gegensatz zum Auerochsen ist der Wisent nicht ausgestorben. Allerdings entging er diesem Schicksal nur knapp. Alle heute lebenden Wisente gehen auf nur zwölf in Gefangenschaft gehaltene Tiere zurück, die zu Beginn der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts den 1. Weltkrieg überlebt hatten. Durch gezielte Nachzucht konnte erreicht werden, dass 1952 die ersten Tiere in Polen wieder ausgewildert wurden. Inzwischen leben wieder mehr als 1.500 Tiere in der Freiheit.

Der europäische Wisent ist sehr eng mit dem amerikanischen Bison verwandt. Als typischer Lebensraum für Wisente gelten oftmals Mischwälder mit feuchten Lichtungen und reichlichem Unterholz. Wisente haben in historischer Zeit aber auch Steppen besiedelt. Wahrscheinlich sind Wald-Offenland-Mosaike die bevorzugten Lebensräume des Wisents.

Wisente sind Grasfresser und können sogar verholzte Pflanzenteile verwerten. Im Winter sind sie in der Lage Schnee in Höhen von 30-40 cm mit dem Kopf freizuräumen um an das darunter befindliche Futter zu kommen. Sie werden meist im dritten Lebensjahr geschlechtsreif. Nach ca. 266 Tagen kommt meist nur ein Kalb zur Welt, das bis zu acht Monate gesäugt wird. In Gefangenschaft werden Wisente 20 (Bulle) bis 28 Jahre (Kuh) alt. In Freiheit erreichen sie ein Alter von 16-24 Jahren.

Die Wisente der Nationalparkstiftung sind Geschenke aus dem Berliner Zoo und dem Tierpark Berlin. Aber auch im Unteren Odertal sind bereits Kälber zur Welt gekommen. Mit Zoo und Tierpark verbindet die Nationalparkstiftung Unteres Odertal eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit. Auch diese Wisente sind in das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für den Wisent eingebunden.

In der Nähe des Nationalparkzentrums Criewen lebt eine kleine Herde von Wisenten (Bison bonasus) und ist von dort aus leicht zu erreichen. Die vom Aussterben bedrohten Wisente sind die letzten Wildrinder Europas und nun nach längerer Pause wieder im Unteren Odertal zu Hause, wenn auch gegattert. Bei der Wisenthaltung der Nationalparkstiftung Unteres Odertal geht es vor allem um Artenschutz für das letzte verbliebene Wildrind Europas, aber auch der Naturschutz und der Tourismus spielen natürlich eine Rolle. Für größere Gruppen können nach rechtzeitiger Anmeldung auch Schaufütterungen vorgenommen werden.

Östlich der Oder leben in Hinterpommern (Polen) zunehmend freilaufende Wisente, die früher oder später sicher auch über die Oder nach Deutschland kommen werden. Als ein Wisentbulle, der im polnischen Nationalpark Warthe-Mündung (Park Narodowy Ujście Warty) lange unauffällig, zur Freude der Bewohner und Besucher gelebt hatte, einen Ausflug über die Oder in den Landkreis Märkisch Oderland unternahm, wurde er aber leider sofort auf Anweisung des zuständigen Amtsdirektors am 13. September 2017 abgeschossen. Dieser Naturfrevel sollte sich beim nächsten Besuch eines freilaufenden Wisents aus unserem polnischen Nachbarland nicht wiederholen!

Das Fleisch der Wisente wird in der Regel nicht verwertet, die Weibchen werden für die Zucht benötigt und zwischen den Züchtern ausgetauscht, die Bullen, sofern dafür Bedarf besteht. Nur wenn sich kein Interessent für die Jungbullen findet, werden auch sie geschossen und verwertet.

Sie erreichen die Wisente vom Schloss Criewen aus durch den Peter-Joseph Lenné Park am offiziellen Nationalpark-Parkplatz vorbei auf einem gut 20minütigen, schönen Fußweg.